Nach einer längeren Winterpause gibt es wieder Nachrichten aus Ungarn. Ein Teil von uns konnte im April 2022 wieder ein paar ungarische Tierheime besuchen unter anderem die Tötungsstation von Dombovar, genauer gesagt die „Quarantänestation“

Durch unsere Hilfe konnte dort erreicht werden, dass keine Tiere mehr getötet werden, es ist aber nach wie vor KEIN Tierheim. Alle Hunde die im Raum Dombovar und den dazugehörigen Dörfern (die einen Vertrag mit der Stadt Dombovar haben) frei herumlaufen und eingefangen werden, müssen in dieser Station aufgenommen werden (egal ob bissig oder nicht). Nach den 14 Tage Quarantäne entscheidet der Hundefänger ob der Hund noch vermittelbar ist. Hierdurch wird die Anzahl der Hunde die kein neues Zuhause mehr finden oder nicht nach D reisen dürfen, leider auch immer grösser ☹ Auch der dortigen HELP-Gruppe ist zu verdanken, dass keine Tiere mehr getötet werden und in die angrenzende Rettungsstation übersiedeln können. Die Anzahl der zu betreuenden Tiere ist bei voller Station natürlich sehr hoch (ca. 50-55)

Die wenigen Freiwilligen kümmern sich täglich darum, dass die Tiere mind. 10 Minuten in den Auslauf kommen und auch medizinisch versorgt werden. Man bedenke, es gibt nur 4 Freiwillige die sich intensiv um die Tiere kümmern und zwei weitere „Köszmunkaarbeiter“ das sind quasi Sozialarbeiter die für ein ganz geringes Entgeld (66.000 huf = ca. 220,00 Euro) dort beschäftigt sind. Man kann sich gut vorstellen, dass viele für so wenig Geld diese anstrengende Arbeit nicht machen möchten und sind wieder gegangen. Die Freiwilligen von HELP, die abends in die Station kommen, machen dies komplett umsonst, nur für die Tiere.

Aber auch in anderen Tierheimen in Ungarn, wo Arbeiter einen höheren Verdienst haben, will keiner die Arbeit in den Tierheimen verrichten.

Man kann es sich kaum vorstellen, in unseren deutschen Tierheimen kommen auf einen Hund sehr viele freiwillige Gassigänger – dort gibt es sowas leider überhaupt nicht bzw. nur sehr sehr Wenige. Die Ausdauer der Helfer ist eher gering und nach kurzer Zeit kommen sie nicht mehr. Besonders im Winter, wenn es lange dunkel, nass und kalt ist, gibt es kaum freiwillige Helfer.

Die Station war zu unserem Besuch sehr voll. In der Quarantäneeinheit saßen etliche neue Hunde, in den Zwingern außerhalb, die von den Freiwilligen betreut wird, gab es kaum einen leeren Zwinger.

Viele Pitbulls und Staff sitzen dort, ein sehr leidiges Thema in Ungarn überhaupt. Es gibt immer noch Hundekämpfe obwohl sie verboten sind, bei den Romas sind diese Hunde nach wie vor noch sehr beliebt und illegale Züchter gibt es leider immer noch. Obwohl die Vorschriften bzgl. Züchter in Ungarn schon verstärkt wurden hat man das Gefühl, es ändert sich kaum etwas, besonders auf dem Land.

In Ungarn hat die Regierung auch ein neues Gesetz verabschiedet (gültig ab 1.1.22) dass jede Kommune oder Gemeinde sich nun an eine „Quarantänestation“ oder „Tierheim“ anschließen muss wohin herrenlose Tiere gebracht werden müssen. Der Staat macht es sich einfach, die Kommunen haben oftmals kaum Geld und es gibt keinerlei staatlichen Zuschüsse für solche Stationen bzw. Tierheime. Auch Spenden in finanzieller Form sind eher rar, Sachspenden bzw. Futter bekommen sie schon häufiger. Und dann nur wenige Arbeiter die sich um die Tiere kümmern? Man kann sich vorstellen wohin dies alles führen wird. Für medizinische Versorgung der Tiere bleibt jetzt schon kein Geld mehr übrig.

Der Teufelskreis dreht sich weiter, eine Entwicklung wo wir als helfender Verein gar keinen Einfluss haben ☹ Kastrationsaktionen werden zum Glück immer häufiger auch vom Staat bezuschusst – aber die Einstellung der Menschen ist leider häufig noch gegen eine Kastration.

Aktuell ist die Situation auch verschärft durch den Krieg in der Ukraine. Viele Spendengelder, auch von ungarischen Bürgern, gehen an dortige Hilfsorganisationen. Kürzlich gab es einen akuten Engpass mit EU-Pässen in Ungarn da diese für Tiere benötigt wurden die ungeimpft nach Ungarn kamen. Der Krieg ist nicht nur für die ukrainische Bevölkerung und den dortigen Tieren bzw. Tierschutz eine Katastrophe – die Auswirkungen bekommen auch andere Länder zu spüren.

Wir helfen natürlich weiterhin mit Kastrationsaktionen, Beschaffung von Futter, Unterstützung bei Tierarztkosten und helfen bei Baumaßnahmen bzw. Renovierungen in den Tierheimen. Wir suchen weiterhin neue Familien für die vielen freundlichen und gut sozialisierten Hunde in Ungarn, die in deutschen Tierheimen zahlreiche Bewerber hätten und in Ungarn sie niemand haben möchte. Alte und kranke Tiere holen wir weiterhin auf Pflegestellen und lassen sie medizinisch behandeln bis sie bereit sind in eine neue Familie umzuziehen.

Wenn man mal wieder dort war und sieht alle diese wundervollen Tiere und man weiß, was auf dem deutschen Tiermarkt los ist ☹ wo für einen Rassewelpen Wartelisten existieren mit bis zu 200 Bewerbern, kann man die Welt nicht mehr verstehen.

Solange diverse Welpenstuben und Tiersupermärkte weiterhin Rassehundewelpen (hinter Glas sitzend und verängstigt) verkaufen wie eine Tüte Milch, ohne Kontrolle der neuen Besitzer, wird es nie ein Ende geben. Es ist ja schließlich alles legal und auch noch von den deutschen Behörden erlaubt.

Widersprüchlich hierzu ist immer wieder, dass Organisation die Tiere aus ausländischen Tierheimen nach Deutschland vermitteln Auflagen von den Behörden erhalten dass eine Hilfe aus verwaltungstechnischer Sicht schon kaum mehr möglich ist.

Solange Welpen weiterhin so einfach in Deutschland (und auch anderen EU-Ländern) verkauft werden können (siehe auch ebay-kleinanzeigen etc) wird das Leid mit den Rassehunden immer weiter gehen.

Kürzlich gab es auf RTL+ einen interessanten Beitrag von Martin Rütter

https://www.tvnow.de/filme/martin-ruetter-das-gnadenlose-geschaeft-mit-den-welpen-20585

Nachfolgend noch ein paar Eindrücke aus der Tötung (Quarantäneeinheit) von Dombovar: