Im September war es mal wieder soweit, beruflich bedingt war dies mein erster Besuch in diesem Jahr in Ungarn. Ich hatte mir vorgenommen, das Tierheim Mohács, die Tötungsstation Dombovár, die Pflegestelle Lilla der Tierhilfe Zala und das Tierheim in Nagykanizsa zu besuchen.
Die Zustände dort sind natürlich nicht mit deutschen Tierheimen zu vergleichen, das ist eine komplett andere Welt. Angekommen im Tierheim in Mohács begrüsste mich die 5köpfige Tierpfleger Crew wie immer freundlich und lustig. Mit Dr. Papp und Noemi bin ich eine Runde durch das Tierheim gelaufen. Ich war angenehm überrascht was wir dort mit unserer Hilfe erreichen konnten. Der Tierbestand hält sich in Grenzen Dank unserer Hilfe und auch durch die Vermittlung unseres österreichischen Partnervereines Nothilfe für Hunde in Hallein. Das Futterlager konnte Dank unserer Spendenaktion wieder gefüllt werden und ist für das kommende Monat ausreichend. Der Container mit dem Schulungsraum für Schüler wird rege genutzt wie ich mir erzählen lassen habe. Auf der großen Auslaufwiese hinter dem Tierheim finden regelmäßig Hundeschule-Stunden statt.
Aber auch hier sind sie die Hunde, die mir in der Seele leid tun, weil wir ihnen in Deutschland nicht helfen können. Staffordshire-Terrier, Pitbull, teilweise verstümmelt um „gefährlich“ zu wirken. Ich frage immer nach der Herkunft der Tiere, es ist immer das Gleiche. Zu illegalen Hundekämpfen missbraucht, Zuchthunde oder absolut unpassende Halter 🙁 – diese Rassen begleiten mich weiterhin auf meiner Reise durch Ungarn wie immer.
Es geht weiter nach Dombovár, wo die Leiterin der Help-Gruppe Rita und ein Helfer schon auf mich warteten. Es fängt an zu Regnen wie aus Eimern und wir flüchten in den Welpenzwinger mit den P-Welpen (siehe Vermittlungshunde) Diese wuselige Herde faszinierte mich, so junge aufgeweckte Hunde die noch ein langes Hundeleben vor sich haben und wir die Hoffnung, eine passende Familie für sie zu finden. Ab und zu wird auch einer der Junghunde in Ungarn vermittelt, aber eher selten. Weiter geht es in den anderen Welpenzwinger zur Dackelhündin Liza mit ihren flauschen Welpen. Diese kleinen Wollknäule, die auf den Fotos aussehen wie riesige Hunde, sind einfach zum verlieben. Einer süsser als der andere. Die Kleinste, Lilliput, möchte gerne mit dem großen Staff im Nachbarzwinger spielen. Auch hier wird mein Herz schwer wenn ich dran denke, was ihnen die Zukunft bringt. Auch Liza verzaubert mich, sie ist eine sagenhafte Hündin.
Die Zwinger sind sauber und die Hundezahl zum Glück auch mäßig. Ja, und auch hier sind sie wieder, die Langzeitsitzer die wir schon über Jahre hinweg kennen. Staff, Pit, Schäferhunde, Puli die unvermittelbar sind.
Am nächsten Tag steht der Besuch im Tierheim in Nagykanizsa an. Hier ist das Tierheim voll wie schon lange nicht mehr. Ich bin erstmal die ganzen Zwinger durchgegangen, viele mir unbekannte Hunde, aber auch viele altbekannte Tiere. Besonders viele Staff und Pit gibt es hier und diesmal auch 3 neapoletanische Mastiff, einer davon in einem schlimmen Zustand. Die 2 Helferinnen die dort beschäftigt sind, kommen kaum mit dem Zwingerreinigen nach. Meine Vermutung ist, dass sich um die 130-150 Hunde im Tierheim befinden. Ich nahm mir viele Hunde aus den Zwingern, ging mit jedem ca. 2-3 km laufen damit sie etwas zur Ruhe kamen und fotografierte sie.
Der Stress ist für die Tiere unsagbar wenn man sie aus dem Tierheim führt, durch die Zwinger mit vielen vielen bellenden Hunden. Erst wenn man mit ihnen etwas gelaufen ist, sie sich endlich in Ruhe lösen konnten, erkennt man ihren Charakter mehr. Man trifft immer viele Menschen die dort auch mit den Hunden spazieren gehen was toll ist in diesem Tierheim. Ein netter Ungar unterhielt sich mit mir, bedankte sich dass ich mit so vielen Hunden laufe. Er erzählte, er kommt immer und geht mit 2 Pitbull spazieren (ich kenne die beiden Tiere schon lange in diesem Tierheim) Sie kamen von einem Deutschen der in Ungarn lebt und sie ins Tierheim brachte weil er sie nicht mehr versorgen konnte. Ja, sowas höre ich immer öfters und ich sollte mich noch wundern..
Es ging um die neapolitanischen Mastiff – 3 Hunde befinden sich im Tierheim wie ich sah. Ich erfuhr, dass diese Tiere einem Österreicher, der in Ungarn lebt, abgenommen wurden weil er sie nicht ordentlich gehalten hat. Ich fragte mich wirklich, wenn Hunde in Ungarn beschlagnahmt werden, dann muss wirklich ein triftiger Grund vorliegen und beim Anblick dieser Tiere verstand ich das sofort. Eines der Tiere war Haut und Knochen und zog ein Bein hinter sich her.
Immer wieder ließt man bei facebook & Co. dass Hunde in Ungarn beschlagnahmt wurden bei einem „Züchter“ wegen schrecklicher Tierhaltung und die Halter sind immer wieder aus Deutschland, Österreich, Holland, Schweiz etc…. Ich bekomme ein beklemmendes Gefühl. Wir Tierschützer gehen ins Ausland und möchten den Menschen dort helfen bzw. sagen wie eine tierschutzgerechte Tierhaltung sein sollte und unsere Landsleute, die aus ihrem eigenen Land nach Ungarn „imigrieren“ halten ihre Tiere dort schlimmer als Sinti/Roma oder Ungarn selbst? Dafür kann man sich eigentlich nur schämen. Scheinbar denken diese Menschen, sie können sich dort ausleben und nichts wird geahndet. Häufig sind dies auch Leute die in ihren Ursprungsländern schon Tierhalterverbote erhalten haben und sich dann in Osteuropa niedergelassen haben. Nicht selten „züchten“ sie dann für den westeuropäischen Markt. In über 13 Jahren Tierschutz in Ungarn hat man schon die tollsten Geschichten erlebt, man könnte einen Roman schreiben und es sind nicht immer die Ungarn die für solche Schlagzeilen sorgen.
Nach einem anstrengenden Fototag im Tierheim ging es am nächsten Tag zur Pflegestelle Lilla der Tierhilfe Zala. Eigentlich ist es die Katzenpflegestelle, aber Lilla nahm auch ein paar Welpen auf (Monti, Mini, Kiwi und 2 Staff-Mix-Welpen) In diesem Jahr war es ganz schlimm mit Katzen und Lilla wurde regelrecht überflutet mit Katzenbaby und kranken Tieren. Sie musste in ihrem kleinen Haus ein ganzes Zimmer als Quarantänestation einrichten um ihre gesunden Tiere zu schützen. Vermittlungen von Katzen sind in diesem Jahr quasi 0. Ich war wirklich verzweifelt als ich all die Katzen in der Krankenstation sah, sie ist täglich mit Spritzen, Medikamentengabem, Notfütterung und Tierarztgängen bis in die Nacht beschäftigt, ein privates Leben findet fast nicht mehr statt. Das bisschen Restzeit verbringt sie noch mit den Pflegehunden und ihren eigenen Tieren. Lilla braucht dringend Katzenfutter und die Tierhilfe Zala Unterstützung bei den Kosten für die Tierarztrechnungen. Es tat mir sehr leid wie die Situation dort ist.. ich hätte gerne noch mehr geholfen, aber wie kann ich? Es ist bekannt in der Stadt, dass sie Katzen aufnimmt und jeder kommt natürlich mit einem Notfall zu ihr. Es ist erdrückend :-(((
Am nächsten Tag ging es zurück nach Deutschland mit vielen Fotos und Eindrücken im Gebäck. Es ist immer wieder ein sehr emotionaler Gang wenn man die Tierliebhaber dort sieht, die ihr letztes Hemd für die Tiere hergeben. Die den wenigen Mittel die sie alle haben, da es ja keine staatlichen Förderungen für die Tierheime in Ungarn gibt, macht sich auch immer wieder Resignation bemerkbar. Die Spenden sind in Ungarn auch sehr eingebrochen, Tiere werden kaum vermittelt, neue Notfälle müssen abgewiesen werden und deren Schicksal ist ungewiss. Ja, auch werden bissige und unvermittelbare Hunde in einigen Tierheimen weiterhin eingeschläfert 🙁
Wir hoffen, wir können die Tierschützer in Ungarn durch unsere Unterstützung ermutigen weiter zu machen, ohne sie sind die Tiere verloren.
HIER gelangen Sie zu unseren Möglichkeiten TIN e.V. zu unterstützen – Wir sagen jetzt schon „Herzlichen Dank“ für Ihre Hilfe!
Nachfolgend eine kleine Fotokollektion aus den Tierheimen Mohács, Nagykanizsa, Pflegestelle Lilla und Tötung Dombovár: